XTB: Netflix, Paramount und der Kampf um Warner Bros
Jens Klatt, Analyst beim Online-Broker XTB
- Deal dürfte den Medienmarkt nachhaltig verändern
- Warum der Netflix-Deal ein Wackelkandidat ist
Die Ausgangslage: Warum Warner zwischen zwei Fronten steht
Am 5. Dezember verkündete Warner Bros Discovery nach einer wochenlangen Bieterrunde, dass man mit Netflix eine Einigung erzielt habe. Doch nur wenige Tage später meldete sich Paramount zurück und präsentierte ein eigenes, offensives Übernahmeangebot über den gesamten Konzern. Damit griff Paramount direkt in ein Verfahren ein, aus dem der Konzern zuvor ausgeschlossen worden war. Der wesentliche Unterschied: Paramount will Warner vollständig übernehmen, während Netflix sich einzig für die Hollywood-Studios und das Streaming-Geschäft interessiert. Das Kabel-TV-Segment soll unberührt bleiben. Dieser Fokus passt zu Warners Plänen, das Unternehmen bis 2026 in zwei unabhängige Gesellschaften zu teilen.Was genau bieten Netflix und Paramount?
Netflix hat ein Übernahmeangebot im Wert von 83 Milliarden US-Dollar vorgelegt, bestehend aus einem Preis von 27,75 US-Dollar pro Aktie für Studios und Streaming, ergänzt durch 4,50 US-Dollar pro Aktie in eigenen Netflix-Anteilen. Die Aktionäre von Warner würden zusätzlich das Kabel-TV-Geschäft behalten, das mit 4,20 US-Dollar pro Aktie bewertet wird. Insgesamt läge der effektive Wert aus Sicht der Aktionäre also bei rund 32 US-Dollar pro Aktie. Paramount hingegen hat ein vollumfängliches Angebot über 108 Milliarden US-Dollar abgegeben. Dieses sieht eine Zahlung von 30 US-Dollar pro Aktie in bar vor und wird als feindliche Offerte außerhalb des ursprünglichen Verkaufsprozesses positioniert. Die erwarteten Synergien liegen mit rund 6 Milliarden US-Dollar jährlich deutlich über denen, die Netflix mit nur 2,5 Milliarden US-Dollar veranschlagt.Paramount zeigt Stärke, Netflix setzt auf Eigenmittel
Erhebliche Unterschiede zeigen sich vor allem bei der Finanzierung. Paramounts Angebot stützt sich auf rund 94,7 Milliarden US-Dollar an gesicherter Finanzierung, davon 40,7 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital, bereitgestellt von einer Reihe prominenter Investoren, darunter der saudische Public Investment Fund, die Qatar Investment Authority, L’imad Holding aus Abu Dhabi, Affinity Partners von Jared Kushner, Oracle-Mitgründer Larry Ellison und RedBird Capital Partners. Weitere 54 Milliarden US-Dollar stammen aus einem Brückenfinanzierungspaket, bereitgestellt von Bank of America, Citigroup und Apollo Global Management.Netflix hingegen setzt vollständig auf eigene Mittel: Barreserven und eigene Aktien. Die Finanzierung beruht weder auf Banken noch auf Staatsfonds. Um die Transaktion umzusetzen, müsste Netflix wahrscheinlich neue Aktien ausgeben und im Anschluss zusätzliche Schulden aufnehmen. Im direkten Vergleich wirkt die Paramount-Offerte somit finanziell solider und schneller umsetzbar.
Regulatorische Risiken: Warum Netflix vor einer schwierigeren Prüfung steht
Trotz der starken Finanzierung von Paramount konzentriert sich die größte Hürde des gesamten Prozesses auf die Wettbewerbspolitik. Eine Fusion von Netflix und Warner würde die bislang größte Plattform im globalen Streamingmarkt schaffen. Zusammen kämen beide Unternehmen auf über 400 Millionen Abonnenten und einen Marktanteil von 35 bis 40 Prozent. Netflix würde zudem einen seiner wichtigsten Konkurrenten – HBO Max – vollständig übernehmen.Dies birgt erhebliches Risiko: eine massive horizontale Marktverengung, verstärkt durch eine vertikale Integration von Studio und Streamingplattform. Selbst Präsident Donald Trump warnte bereits davor, dass Netflix durch diese Übernahme eine marktbeherrschende Stellung erlangen könnte. Im Vergleich dazu wären die regulatorischen Risiken für Paramount wesentlich geringer. Paramount+ bringt 79 Millionen Abonnenten ein; zusammen mit den 128 Millionen von Warner käme ein fusionierter Konzern auf etwa 200 Millionen Nutzer und damit 15 bis 17 Prozent Marktanteil, was weit entfernt von den dominierenden Plattformen Netflix, Amazon oder Disney wäre.
Börsenreaktionen: Der Markt sendet klare Signale
Die überraschende Offensive von Paramount blieb an den Finanzmärkten nicht ohne Wirkung. Die Aktie von Netflix fiel seit den ersten Meldungen über die Übernahmespekulationen um mehr als sieben Prozent, allein am ersten Handelstag nach Bekanntwerden der Paramount-Offerte um 3,44 Prozent. Der Markt scheint zu befürchten, dass Netflix sein Angebot erhöhen muss, die Transaktion teuer und schwer genehmigungsfähig wäre oder sich eine langwierige Bieterschlacht anbahnt.Paramount hingegen profitierte unmittelbar: Die Aktie sprang um neun Prozent nach oben. Im Jahresverlauf bleibt Netflix zwar mit einem Plus von über neun Prozent im Aufwärtstrend, doch Paramount übertrifft dies mit einer Jahresperformance von mehr als 24 Prozent deutlich. Für Investoren ist die Botschaft klar: Paramounts Angebot wirkt direkter, finanzierter und weniger abhängig von regulatorischen Unwägbarkeiten.
Ein Deal, der Hollywood und den globalen Streamingmarkt neu ordnen könnte
Der Kampf um Warner Bros hat sich zu einem hochkomplexen Wettbewerb zweier völlig unterschiedlicher Strategien entwickelt. Netflix setzt auf Marktdominanz, Synergien im Streaming und eine zukunftsgerichtete Konsolidierung des Mediensektors. Es bleibt jedoch ein ein Modell, das erhebliche regulatorische Risiken birgt. Paramount dagegen versucht mit einer traditionellen, vollständig finanzierten Offerte zu punkten, die vor allem aus Sicht der Behörden leichter genehmigungsfähig erscheint.Wie auch immer die Entscheidung ausfällt: Der Ausgang dieses Bieterduells wird weit über Hollywood hinaus Bedeutung haben. Die Übernahme von Warner Bros, ob durch Netflix oder Paramount, könnte die Kräfteverhältnisse im globalen Medien- und Streamingmarkt nachhaltig verändern.
*** - Anzeige -
Anlageberatung.de
Anlageberatung zu den Unruhen an der Börse.
So geht man sicher durch die Krise.
Wie kann man sein Vermögen am besten durch die Krise bringen?
>>> Hier klicken
- Ende Anzeige -
***
- Ende der Nachricht
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung wieder (XTB). Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine Beratung dar (XTB).
|
INVESTMENTFONDS.DE |
|
INVESTMENTFONDS.DE | Hinweise in eigener Sache:
*** - Anzeige - Newsletter | Aktuell | Kostenlos
Jetzt kostenlos den wöchentlichen Newsletter mit den aktuellsten Markteinschätzungen und Marktanalysen erhalten!
Interesse auf den Blick in die Zukunft der nächsten Börsenriesen?
Hier einfach mit Email registrieren! Jederzeit kündbar.
- Ende Anzeige -
***
Disclaimer: Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage und keine individuelle Anlageberatung. Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar.
Risikohinweis: Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung wieder. Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine Beratung dar.
Weitere News auswählen
Finanztest Empfehlung
Tausende Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag - Fondsvermittler aus dem Internet sind häufig die beste Adresse … wie beispielsweise: investmentfonds.de - Finanztest Empfehlung 10/2023