HSBC exklusiv: Sanjiv Duggal zur aktuellen Marktlage in Indien
Sanjiv Duggal, Fondsmanager des HSBC GIF Indian Equity
Kommentar von Sanjiv Duggal, Fondsmanager des HSBC GIF Indian Equity.
Sanjiv Duggal bewertet den indischen Haushaltsplan 2011/12 und die sich
daraus ergebenden Maßnahmen der Regierung. Welche Sektoren werden am meisten
von dem neuen Haushaltsplan profitieren – und wie wurde das Portfolio darauf
angepasst? Duggal erörtert zudem die aktuellen Entwicklungen des indischen
Aktienmarktes mit Blick auf die Chancen für potenzielle Neueinsteiger.
Abschließend beurteilt der Fondsmanager die Zinserhöhung der indischen
Zentralbank im Kontext der Inflationsentwicklung:
F: Was halten Sie vom indischen Haushaltsplan für das Wirtschaftsjahr
2011/12? Gab es irgendwelche Überraschungen?
A: Die Markterwartungen an den Haushaltsplan waren sehr gering. Sein optimistischer
Ton hat die Investoren überrascht und der Aktienmarkt reagierte positiv: Die
Anleiherenditen fielen und die Rupie legte am Tag der Bekanntgabe zu. Die Regierung
ist zuversichtlich gestimmt und setzt hohe Ziele Der Finanzminister war überraschend
zuversichtlich für das Wirtschaftswachstum im Finanzjahr 2011/12, da sich die
Wirtschaft weiter gut entwickelt. Antriebsmotoren sind der Dienstleistungssektor
und die Landwirtschaft. Die Regierung will Maßnahmen ergreifen, um den Anteil der
verarbeitenden Industrie am Bruttoninlandsprodukt zu erhöhen. Dieser Bereich
hinkt bislang hinterher. Zudem ist das Budget für die Infrastruktur – die
entscheidend für Indiens Wachstum ist – deutlich gestiegen. Die Regierung
prognostiziert ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von mindestens
neun (+/-0,25 Prozent) und eine Inflation von sechs Prozent. Das führt zu einem
nominalen Wachstum von 14 Prozent. Wir halten diese Zahlen für durchaus möglich
und erwarten eher ein Szenarium von acht Prozent Wachstum und sieben Prozent
Inflation.
Auch das gesetzte Ziel für ein Staatsdefizit von 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
ist sehr optimistisch. Der Wert liegt unter der Markterwartung von 4,8 Prozent und der
aktuellen Schätzung für das Wirtschaftsjahr 2010/11 von 5,1 Prozent. Das Budget enthält
zudem Pläne, weiteres Staatsvermögen zu privatisieren, um das Haushaltsdefizit zu
senken. Zudem wurde auch diskutiert, ausländische Direktinvestments zu liberalisieren,
um Indiens Wachstum anzutreiben.
Maßnahmen sollen das ländliche Wachstum stärken und die Inflation bekämpfen
Ein Schwerpunkt des Haushaltsplans ist integratives Wachstum, also Maßnahmen, die den
ländlichen Sektor unterstützen, um Indiens Wachstum zu stärken und die Einkommensschere
zu schmälern. Die Regierung möchte die landwirtschaftliche Infrastruktur verbessern
und so höhere Einkommen ermöglichen.
Sie will zudem Maßnahmen ergreifen, die ein Auslaufen von Subventionen für ländliche
Gebiete verhindern. Dies umfasst die direkte Zahlung von Fördermitteln an Menschen,
die unter der Armutsgrenze leben, damit diese sich Grundgüter wie Kerosin und Dünger
leisten können. Der Einsatz von Technologie und die Einführung des staatlichen Systems
zur Identitätserfassung (Unique Identity System) helfen der Regierung, ihre
Fördermittel gezielter einzusetzen und so die Staatsfinanzen zu entlasten.
Der Anstieg der Lebensmittelpreise hat die Regierung angespornt, die Lagermöglichkeiten
zu verbessern und Nahrungsmittelabfälle zu reduzieren. Der Finanzminister schätzt, dass
rund 40 Prozent der in Indien produzierten Lebensmittel und Gemüse durch mangelhafte
Kühlung und Transport vernichtet werden. Die Regierung hofft, mit solchen Maßnahmen
die Inflation zu senken, indem sie die Wurzeln des Problems bekämpft.
F: Welche Sektoren werden am meisten vom neuen Haushaltsplan profitieren? Haben
Sie Ihr Portfolio nach der Budget-Verkündung verändert?
A: Wir haben das Portfolio nicht verändert. Aber da ein Schwerpunkt der Finanzplanung
darauf liegt, Indiens verarbeitendes Gewerbe wettbewerbsfähiger zu machen, werden wir
weiterhin die Industriesektoren im Fonds ausbauen. Wir haben bereits die letzte Markt-
korrektur genutzt, um Industrieaktien zu kaufen. Außerdem konzentrieren wir uns
weiterhin auf das Thema Infrastruktur, da die Regierung hier die Investitionen
stärken will.
F: Seit Jahresbeginn ist der indische Aktienmarkt um rund 13 Prozent gefallen.
Ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt?
A: Der indische Markt war ein klarer Verlierer – sowohl im Vergleich zu anderen
Schwellenländern als auch zu den Industriestaaten. Der Bewertungsabstand ist mit der
kürzlichen Korrektur stark geschrumpft. Die Marktbewertung ist jetzt im historischen
Vergleich attraktiv: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bezogen auf die erwarteten Gewinne
der nächsten zwölf Monate befindet sich nahe dem Zehn-Jahres-Durchschnitt. Das
Chancen-Risiko-Verhältnis für ein Investment in eine Wachstumsregion wie Indien
ist zurzeit sehr vorteilhaft für langfristige Anleger. Vergleichsweise gesehen
wäre daher jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt. Denn: Indien wird bis 2020 eine
der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt sein. Es wird erwartet,
dass die indische Wirtschaft sich verdrei- oder vervierfacht. Daraus sollten sich
viele Möglichkeiten am Aktienmarkt ergeben.
Indien ist zum Teil ein ziemlich zyklischer Markt. Der Aktienmarkt ist gut ausgewogen
zwischen Export und heimischem Konsum. So stammen zum Beispiel rund 57 Prozent der
Umsätze der im Nifti-Index gelisteten Unternehmen aus in USDollar notierenden oder
Export-Sektoren wie Informationstechnologie, Grundstoffe, Energie und Gesundheit.
Daher ist der indische Aktienmarkt stark mit dem weltweiten zyklischen Aufschwung
verbunden, während die Wirtschaft eine schwächere Bindung besitzt. Die indischen
Exporte sind in den vergangenen Monaten sehr stark gestiegen. Im Februar beispielsweise
legten sie um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert zu. Das ist ein großer Unterschied
zu China, wo die Exportumsätze um weniger als drei Prozent stiegen.
Im Fonds haben wir die „globalen Sektoren“ aufgestockt, um die Erholung im Exportgeschäft
zu nutzen. Der Fonds hat davon profitiert. Künftig legen wir einen Schwerpunkt auf
Industrietitel, da wir dort – wie bereits erwähnt –, gute Chancen sehen. Daher haben
wir begonnen, in diesem Sektor langsam zuzukaufen.
F: Die indische Zentralbank RBI hat aufgrund der Inflation die Zinsen Mitte
März zum achten Mal angehoben. Trübt das Ihre positive Sicht auf Indien?
A: Wie weitgehend erwartet, hat die RBI am 17. März 2011 den Reposatz um 25 Basispunkte
auf 6,75 Prozent und den Reverse-Reposatz um 25 Basispunkte auf 5,75 Prozent erhöht .
Der Kurs der Zentralbank zielt weiterhin darauf ab, die Inflation auf Nachfrageseite zu
begrenzen und gleichzeitig Wachstumsrisiken zu minimieren.
Inflation bleibt die Hauptsorge der RBI. Sie hat ihre Großhandelspreisindex-Prognose
für März 2011 von sieben auf acht Prozent erhöht. Der Anstieg des Ölpreises durch die
Konflikte im Nahen Osten verbessert die Lage für die RBI nicht und die letzten
Inflationszahlen waren höher als angenommen. Haupttreiber waren die Rohstoffpreise,
vor allem der Ölpreis, und die sind mit Geldpolitik kaum zu kontrollieren.
Was das inländische Wachstum betrifft, warnt die RBI bereits davor, dass die Unsicherheit
über die Energie- und Rohstoffpreise das Investmentklima beeinträchtigt und den
Wachstumspfad des Landes bedrohen könnte. Das globale Wachstumsszenarium ist durchmischt –
beeinträchtigt durch den steigenden Ölpreis und die Ereignisse in Japan.
Wir bleiben bei unserer Prognose, dass die RBI im Finanzjahr 2011/12 die Zinsen um 75
bis 100 Basispunkte anheben und das Wirtschaftswachstum bei 7,5 bis 8 Prozent liegen
wird. Die Inflationsprognose entscheidet über weitere geldpolitische Maßnahmen der RBI.
Wir erwarten keine wesentliche Auswirkung für einen Zinsanstieg um 50 bis 75 Basispunkte,
da der Markt diesen bereits weitgehend eingepreist hat.
HSBC Asien Fonds
HSBC GIF Asia Ex Japan Equity (ISIN LU0043850808)
HSBC GIF Asia ex Japan Sm.Comp. (ISIN LU0082770016)
HSBC GIF Chinese Equity (ISIN LU0039217434)
HSBC GIF Hong Kong Equity (ISIN LU0011817854)
HSBC GIF Indian Equity (ISIN LU0066902890)
HSBC GIF Singapore Equity (ISIN LU0028755279)
HSBC GIF Japanese Equity (ISIN LU0011818076)
Disclaimer: Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage und keine individuelle Anlageberatung. Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar.
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